Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist eine vom Arbeitgeber organisierte und meist finanzierte Zusatzkrankenversicherung für Beschäftigte. Ihr Arbeitgeber schließt für Sie eine private Krankenzusatzpolice im Kollektiv ab. Dadurch erhalten Sie zusätzliche Leistungen über die der gesetzlichen Krankenkasse hinaus, zum Beispiel bessere Zahnversorgung, Zuschüsse für Brillen oder einen komfortableren Krankenhausaufenthalt.
Die bKV ersetzt nicht Ihre normale Krankenversicherung, sondern ergänzt sie. Sind Sie gesetzlich versichert, bleiben Sie in der GKV, profitieren aber von privaten Zusatzleistungen im Rahmen der bKV.
Für Arbeitnehmer ist das oft attraktiv, weil keine Gesundheitsprüfung nötig ist und die Firma die Kosten übernimmt. Für Arbeitgeber sind Beiträge zur bKV seit 2020 bis 50 € pro Monat steuer- und sozialabgabenfrei als Sachbezugsfreigrenze anrechenbar. Das macht dieses Benefit besonders interessant.
Wie viele Unternehmen bieten eine bKV an?
Die Anzahl der Unternehmen mit bKV ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert, bleibt aber gemessen an allen Firmen noch relativ niedrig. Aktuell (Stand Ende 2024) bieten rund 51.400 bis 56.500 Unternehmen in Deutschland eine betriebliche Kranken- oder Pflegeversicherung an.
Diese Spannbreite ergibt sich aus unterschiedlichen Erhebungsmethoden: Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) zählt 51.400 Betriebe, die eine bKV oder betriebliche Pflegeversicherung komplett finanzieren. In anderen Auswertungen liegt die Zahl nur für bKV etwas höher bei 56.500 Unternehmen mit rein arbeitgeberfinanzierter bKV.
Absolute Zahl der Unternehmen mit bKV | 51.000 – 56.500 Betriebe | Ende 2024 |
Anteil an allen Unternehmen | unter 5 % (geschätzt ~2 %) | 2024 |
Anteil bei mittleren / größeren Unternehmen | ca. 20 % | 2024 |
Jährliche Zuwachsraten | 30 – 40 % | seit 2020 |
Selbst die höheren 56.500 Betriebe sind nur ein kleiner Bruchteil der insgesamt mehrere Millionen Unternehmen in Deutschland. Grob gerechnet entspricht das weniger als 2 % aller Firmen. Eine aktuelle Unternehmensbefragung bestätigt den Eindruck: Nur etwa 18 bis 20 % der befragten Arbeitgeber geben an, dass sie ihren Beschäftigten bereits eine bKV anbieten. Etwa jedes fünfte Unternehmen bietet also diesen Benefit an.
Trotz des Booms ist die bKV noch weit davon entfernt, Standard zu sein.
Allerdings wächst das Interesse rasant: Viele Firmen planen die Einführung in naher Zukunft. Laut einer Studie der ARAG Krankenversicherung denken derzeit jeder vierte Entscheider in Unternehmen ohne bKV konkret über die Einführung nach; weitere 13 % haben den Beschluss dazu schon gefasst. Die bKV steht also auf der Agenda, doch Stand jetzt bleibt sie die Ausnahme und ein Differenzierungsmerkmal für Arbeitgeber.
Die Zahlen beziehen sich meist nur auf Fälle, in denen der Arbeitgeber die Beiträge vollständig trägt. Dadurch sind die Zahlen konservativ. Wenn man auch teils vom Arbeitnehmer mitfinanzierte Modelle einbezieht, wäre die Verbreitung etwas höher.
In absoluten Zahlen sind es mittlerweile zehntausende Unternehmen, die eine bKV nutzen. Relativ zur Gesamtwirtschaft ist das jedoch ein recht kleiner Anteil. Genau diese Lücke zeigt aber auch das Potenzial: Es gibt viel Luft nach oben, und immer mehr Firmen springen auf den Zug auf.
Verteilung nach Unternehmensgrößen
Die Nutzung der bKV variiert stark nach der Größe des Unternehmens.
Je größer der Betrieb, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass eine bKV angeboten wird. In Kleinstbetrieben ist die Verbreitung verschwindend gering, während bei mittleren und größeren Unternehmen schon eher jedes fünfte Unternehmen eine bKV nutzt:
Unternehmensgröße | Anteil mit bKV-Angebot |
---|---|
Kleinstunternehmen (< 10 MA) | ca. 5 % haben eine bKV. |
Größere Unternehmen (≥ 10 MA) | ca. 18 % haben eine bKV. |
Ab ~50 Mitarbeitern | ca. 20 % (1 von 5) bieten bKV |
Kleinstbetriebe mit unter 10 Beschäftigten nutzen die bKV so gut wie gar nicht. Nur etwa 5 % haben laut Gothaer-Studie 2024 ein solches Angebot. In diesen Mikrounternehmen fehlt oft die personelle und finanzielle Kapazität für zusätzliche Benefits. Zudem ist das Thema dort häufig unbekannt: Gerade kleinere Arbeitgeber wissen oft gar nicht, dass es so eine Möglichkeit gibt, oder halten sie für zu aufwändig.
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ab etwa 10 Mitarbeitern schneiden etwas besser ab: Rund 18 bis 20 % von ihnen bieten bereits eine bKV an. Das bedeutet aber auch: Vier von fünf KMU haben keine bKV. Hier liegt erhebliches Potenzial brach. In vielen KMU fehlt es an aktiver Ansprache durch Versicherer. Ganze zwei Drittel der Firmen ohne bKV wurden laut einer Untersuchung überhaupt nicht von Versicherern auf das Thema angesprochen. Wo keine Informationen ankommen, bleibt die Einführung aus, obwohl prinzipiell Interesse bestünde.
Mittlere und große Unternehmen (50 Mitarbeiter und mehr) liegen interessanterweise ebenfalls nur bei etwa 20 % Verbreitung. Man könnte erwarten, dass Großunternehmen Vorreiter sind, doch auch hier ist die bKV noch nicht die Regel. Einige Großunternehmen, etwa im Finanz- und Versicherungssektor, waren zwar frühe Anwender der bKV. Aber insgesamt hat auch in größeren Firmen bislang maximal jedes fünfte eine bKV eingeführt.
Eine Erklärung: Viele größere Arbeitgeber bieten bereits andere umfangreiche Sozialleistungen (Betriebsrente, Dienstwagen) und haben die bKV möglicherweise erst verzögert auf dem Schirm. Allerdings zeigen sich große Firmen in Umfragen sehr offen für die Zukunft: Laut Allianz-Studie denken 24 % der Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten konkret über den Abschluss einer bKV nach, bei 250+ Beschäftigten sind es rund 18 %, die konkret planen oder interessiert sind. Die Quote dürfte in den nächsten Jahren also deutlich steigen.
Aktuell gilt: Je kleiner der Betrieb, desto seltener eine bKV. Große und mittlere Firmen haben öfter eine bKV, aber selbst bei ihnen ist es eher die Ausnahme als die Regel. Bei Unternehmen, die bereits eine bKV haben, sind die Erfahrungen positiv, was darauf hindeutet, dass erfolgreiche Praxisbeispiele Schule machen könnten.
Branchen mit hoher und niedriger bKV-Verbreitung
Die Branche eines Unternehmens spielt eine Rolle dabei, wie verbreitet die bKV ist. Besonders in Branchen mit hartem Fachkräftemangel und hoher Konkurrenz um Talente greift man verstärkt zu diesem Instrument. Umgekehrt gibt es Bereiche, in denen das Konzept bislang kaum Fuß gefasst hat.
Branchen mit hoher bKV-Affinität
Laut einer Allianz-Studie von 2022 sind vor allem folgende Branchen Vorreiter:
- Gesundheitsbranche: Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser planen zu 25 % die Einführung oder beschäftigen sich konkret damit. Das verwundert kaum: Gerade Pflegeheime und Kliniken suchen händeringend Personal und möchten durch zusätzliche Gesundheitsleistungen punkten.
- IT-Branche und Transportwesen: Diese Branchen zeigen sich ebenfalls sehr aufgeschlossen. In beiden Bereichen besteht ein akuter Fachkräftemangel (Softwareentwickler, LKW-Fahrer), sodass Arbeitgeber mit Benefits wie der bKV versuchen, attraktiver zu werden.
- Handwerk: Es gibt Beispiele von Betrieben, die früh auf bKV gesetzt haben, um sich von Wettbewerbern abzuheben.
- Finanz- und Versicherungssektor: Diese Firmen kennen sich mit Versicherungen aus und haben oft ohnehin großzügige Sozialleistungen. Einige Versicherer berichten von überdurchschnittlicher Nachfrage in diesem Bereich.
Branchen mit geringer bKV-Verbreitung
Weniger Interesse und Verbreitung sieht man bisher in Branchen, die entweder geringere Gewinnmargen haben oder in denen Mitarbeiter-Benefits traditionell unüblich sind:
- Einzelhandel und Gastronomie: Hier sind viele Kleinbetriebe vertreten, die selten eine bKV anbieten.
- Öffentlicher Dienst: Im klassischen Bürokratie- und Verwaltungsbereich dürfte die bKV noch kaum verbreitet sein, da hier andere abgesicherte Systeme existieren (bei Beamten die PKV/Beihilfe statt GKV).
- Baugewerbe und Handel: Eine Umfrage unter Gewerbekunden zeigte, dass diese Branchen 2016 seltener ein bKV-Angebot hatten als z.B. Finanzdienstleister. Diese alten Daten bestätigen, dass Branchenunterschiede existieren, aber seitdem hat sich viel getan.
Es gibt keine Branche, in der die bKV schon Standard wäre.
Aber einige Sektoren sind deutlich weiter vorn: vor allem Gesundheitswesen, IT, Logistik und Teile des Handwerks gelten als Vorreiter, getrieben durch den War for Talent. Nachzügler sind vor allem solche Branchen mit vielen Kleinstbetrieben oder ohne starken Wettbewerbsdruck um Arbeitskräfte.
In den nächsten Jahren ist aber branchenübergreifend mit einer Zunahme zu rechnen, da Unternehmen quer durch alle Bereiche die Bedeutung der Mitarbeitergesundheit entdecken.
Entwicklung der bKV-Verbreitung in den letzten Jahren
Die Verbreitung der betrieblichen Krankenversicherung in Deutschland kennt seit einigen Jahren nur eine Richtung: steil nach oben. Insbesondere seit etwa 2018/2019 erlebt die bKV einen Boom, der sich jährlich beschleunigt hat.
Entwicklung der Unternehmen und versicherten Beschäftigten
Jahr (Stichtag) | Unternehmen mit bKV | Veränderung | Beschäftigte mit bKV |
---|---|---|---|
2015 (Dez) | 3.848 | k. A. | – |
2018 (Dez) | 7.700 | +100 % (zu 2015) | ca. 0,75 Mio. |
2020 (Dez) | ~11.200 (geschätzt) | +≈45 % (zu 2018) | 1,02 Mio. |
2022 (Dez) | 27.700 | +147 % (zu 2018) | 1,77 Mio. |
2023 (Dez) | 36.900 | +33 % (zu 2022) | 1,97 Mio. |
2024 (Dez) | ca. 56.500 | +53 % (zu 2023) | 2,53 Mio. |
Seit 2015 (als bKV noch ein Nischenphänomen war) hat sich die Zahl der Unternehmen mit bKV verzehnfacht oder sogar verzwölffacht. Ende 2015 waren es knapp 4.000 Firmen, Ende 2024 bereits über 50.000. Besonders 2020 markierte einen Wendepunkt. In jenem Jahr wurden Arbeitgeberleistungen zur bKV steuerfrei gestellt, was der Verbreitung einen Schub gab.
Von 2020 (rund 11.000 Firmen) bis 2024 (über 50.000 Firmen) hat sich die Zahl etwa verfünffacht. Die Wachstumsraten liegen seither jährlich im zweistelligen Prozentbereich: +33 % in 2023, und sogar rund +44 % im Jahr 2024.
Auch die Anzahl der versicherten Arbeitnehmer wächst kräftig, wenn auch etwas langsamer als die Unternehmenszahl. Das liegt daran, dass zuletzt vor allem viele kleinere Betriebe hinzugekommen sind. Diese erhöhen die Anzahl der beteiligten Unternehmen stark, aber jeder für sich bringt nur wenige Mitarbeiter ins System.
Ende 2024 profitierten fast 2,5 Millionen Beschäftigte von einer betrieblichen Gesundheitsvorsorge (darunter ca. 460.000 mit betrieblicher Pflegeversicherung). Rechnet man nur die bKV, sind es gut 2 Millionen Menschen. Das ist ein Zuwachs von gut 20 bis 28 % gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: 2018 waren erst ~750.000 Arbeitnehmer über eine bKV abgesichert, 2020 knapp über 1 Million. In vier Jahren hat sich die Zahl der versicherten Beschäftigten also rund verdreifacht.
Bis 2018 war die Kurve flach, doch ab 2019/2020 zieht sie steil an. Die Zahl der Arbeitgeber mit bKV steigt noch schneller als die der versicherten Personen, was darauf hinweist, dass zunehmend kleinere Unternehmen einsteigen.
Aus Sicht der Versicherer und Experten hat die Entwicklung noch Luft nach oben. Manche rechnen mit 10 Millionen versicherten Beschäftigten bis 2030, falls der Trend anhält. Insgesamt ist die bKV von einer Randerscheinung in den 2010er-Jahren zu einem Boom-Markt der 2020er geworden. Entscheidend dafür waren neben dem Fachkräftemangel vor allem verbesserte Rahmenbedingungen: Die Steuerfreiheit seit 2020 und neue, flexible Tarifmodelle (Budgettarife) haben viele Zurückhaltende überzeugt.
Warum bieten Unternehmen ihren Mitarbeitern eine bKV an?
In Zeiten des Fachkräftemangels suchen Arbeitgeber nach Wegen, attraktiv für Mitarbeiter zu sein und diese langfristig zu binden. Die bKV hat sich hier als effektives Instrument erwiesen. Aus Arbeitgebersicht sprechen vor allem folgende Gründe für eine bKV:
Fachkräftegewinnung und -bindung
In vielen Branchen bewerben sich heute die Unternehmen bei den Fachkräften, nicht umgekehrt. Eine bKV ist ein besonders geschätzter Benefit, der einen Job attraktiver macht. Laut PKV-Verband finden 45 % der Arbeitnehmer eine bKV wichtiger als andere Extras wie Jobticket oder Firmenhandy. Sogar jeder vierte würde eine bKV einer Gehaltserhöhung vorziehen.
Mit einer bKV zeigt der Arbeitgeber, dass er sich um die Gesundheit der Mitarbeiter kümmert. Das schafft Loyalität. Gerade junge Beschäftigte (18 bis 29 Jahre) legen extrem hohen Wert darauf. Firmenchefs berichten, dass seit Einführung der bKV die Bewerberzahlen gestiegen sind. In Umfragen geben über 90 % der Unternehmen mit bKV an, dass dieses Angebot einen positiven Effekt auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung hat.
Mitarbeitermotivation und Gesundheit
Eine bKV verbessert die Gesundheitsvorsorge der Belegschaft. Mitarbeiter gehen eher zur Vorsorgeuntersuchung oder zum Physiotherapeuten, wenn es abgedeckt ist. Gesündere Mitarbeiter bedeuten weniger Ausfallzeiten. Einzelne Unternehmen konnten durch bKV-Angebote ihre Krankenstände senken.
Die Geste allein motiviert viele Mitarbeiter. Sie fühlen sich wertgeschätzt, was die Arbeitsmoral hebt. Laut einer ARAG-Studie konnten Unternehmen mit bKV die Mitarbeiterzufriedenheit um 23 % steigern. So ein „Gesundheits-Benefit“ zeigt dem Team, dass man sich kümmern möchte.
Wettbewerbsvorteil durch Alleinstellungsmerkmal
Noch ist die bKV nicht überall verbreitet. Ein Unternehmen, das sie anbietet, kann sich damit positiv vom Wettbewerb abheben. Gerade kleinere Firmen können so mit größeren Arbeitgebern mithalten. Es ist ein relativ kostengünstiger Vorteil: Pro Mitarbeiter liegen die Beiträge je nach Tarif oft bei nur 10 bis 30 € im Monat. Im Vergleich zu Gehaltserhöhungen oder Dienstwagen ein überschaubarer Aufwand. Dennoch wird der Nutzen von Mitarbeitern als sehr hoch wahrgenommen.
Steuer- und Abgabenfreiheit
Bis 50 € monatlich pro Mitarbeiter ist die bKV als Sachbezug steuer- und sozialversicherungsfrei. Ein ausgegebener Euro fließt somit brutto wie netto in die Leistung für den Mitarbeiter, ohne Abzüge. Für Arbeitgeber ist das effizient. Die gleiche Summe als Bruttogehalt wäre teurer. Diese Regelung seit 2020 hat viele Unternehmen motiviert, die zuvor zögerten.
Verbesserte Tarifangebote (Budgettarife)
Anfangs bestanden bKV-Angebote oft aus starren Paketen oder Bausteinen. Seit ein paar Jahren gibt es Budgettarife, bei denen der Arbeitgeber z.B. 300 € pro Jahr und Mitarbeiter bereitstellt und jeder Mitarbeiter dieses Budget flexibel für Gesundheitsleistungen nutzen kann.
Diese Tarife haben zwei Vorteile: Administrativ muss der Arbeitgeber nur das Budget festlegen. Den Rest (Rechnungen einreichen) erledigen die Mitarbeiter direkt mit dem Versicherer, oft digital. Das reduziert den bürokratischen Aufwand enorm. Zweitens sind die Kosten gedeckelt. Die Firma behält volle Kontrolle über die Ausgaben. Die Einführung solcher Tarife hat viele Bedenken ausgeräumt.
Warum verzichten einige Unternehmen auf eine bKV?
Natürlich gibt es auch Gründe, warum Unternehmen noch keine bKV anbieten.
Kosten und Budgetrestriktionen
Insbesondere kleinere Firmen fürchten die zusätzlichen Kosten. Jede regelmäßige Ausgabe pro Mitarbeiter summiert sich. Vor der Einführung der Budgetmodelle war zudem unklar, wie hoch die Nutzung und damit die Kosten tatsächlich werden könnten.
Allerdings zeigen Umfragen, dass dieses Hindernis abnimmt: Durch die Budgetlösung wissen Unternehmen genau, was sie maximal zahlen (z.B. 120€ Kosten bei 300 € Leistung p.a. pro Mitarbeiter). Zudem empfinden viele Arbeitgeber die Kosten als gerechtfertigt, wenn der Nutzen stimmt. 88 % der bKV-Nutzer sagen, die Einführung zahlt sich aus.
Nichtsdestotrotz bleibt Geld ein Faktor: Gerade Betriebe in schwieriger wirtschaftlicher Lage priorisieren andere Dinge.
Mangelnde Informationen und Bewusstsein
Ein großes Hindernis ist, dass viele Unternehmen die bKV nicht gut kennen oder deren Vorteile nicht einschätzen können. In einer Studie bemängelt jeder vierte Betrieb ohne bKV, dass Informationen fehlen, um eine Entscheidung zu treffen. Insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen fehlt häufig die nötige Expertise.
Wenn der Vermittler oder Versicherer nicht aktiv auf das Unternehmen zugeht, bleibt das Thema liegen. Tatsächlich berichten Studien, dass zwei Drittel der KMU ohne bKV überhaupt nicht von Versicherern darauf angesprochen wurden. Dieses Nichtwissen ist eine Hürde, die sich aber durch Aufklärung relativ leicht abbauen ließe.
Administrativer Aufwand (vermutet)
Manche Arbeitgeber schrecken aus Sorge vor bürokratischem Mehraufwand zurück. Sie stellen sich komplizierte Prozesse vor: Auswahl eines Tarifs, Verhandlungen mit Versicherern, Verwaltung der Versichertendaten, laufende Betreuung.
Diese Angst war früher berechtigter als heute. Moderne bKV-Angebote laufen weitgehend digital und arbeitnehmerseitig. Der Arbeitgeber hat nach Einrichtung nur minimalen Aufwand (im Prinzip das An- und Abmelden von Mitarbeitern beim Versicherer). Dennoch ist die Wahrnehmung „das ist mir zu viel Papierkram“ noch da. Erfolgreiche Nutzer berichten aber, dass sich der Verwaltungsaufwand in Grenzen hält.
Bedenken wegen unterschiedlicher Bedürfnisse
Einige Unternehmen könnten zögern, weil sie denken, nicht alle Mitarbeiter bräuchten die Zusatzversicherung. Etwa: Junge Arbeitnehmer empfinden keinen Bedarf, oder es gibt bereits viele privatversicherte Mitarbeiter, für die die bKV weniger relevant ist.
In der Praxis lösen viele Firmen das durch freiwillige Teilnahme oder durch vielseitige Budgettarife, bei denen für jeden etwas dabei ist. Gerade Budgetmodelle decken von Zahn über Sehhilfen bis hin zu alternativen Heilmethoden so vieles ab, dass jeder einen Nutzen ziehen kann. Zudem schließen Versicherer heutzutage meist ohne Gesundheitsprüfung alle Mitarbeitenden einer definierten Gruppe ein.
Kurzfristige Sichtweise
Manche Unternehmer, vor allem in sehr kleinen Betrieben, priorisieren akute Probleme und sehen weniger dringenden Handlungsbedarf bei Benefits. Nach dem Motto: „Wir haben andere Sorgen als eine Zusatzversicherung.“ Gerade wenn kein akuter Fachkräftemangel gespürt wird, fehlt der Druck.
Unternehmen führen eine bKV hauptsächlich ein, um attraktiver als Arbeitgeber zu sein, Mitarbeiter zu binden und gesundheitliche Ausfälle zu reduzieren. Die steuerlichen Vorteile und neuen Tarifmodelle machen es finanziell sowie administrativ attraktiv. Kein bKV-Angebot haben viele Firmen vor allem aus Unkenntnis oder Kostenbedenken. Diese Zurückhaltung schwindet jedoch zusehends, da Informationen sich verbreiten und immer mehr Best-Practice-Beispiele bekannt werden.
Wie hoch ist der Anteil der Arbeitnehmer mit bKV?
Wie groß ist der Anteil der Beschäftigten, die tatsächlich über eine bKV abgesichert sind? Absolut gesehen waren es Ende 2024 knapp 2,5 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland, die eine betriebliche Kranken- oder Pflegezusatzversicherung vom Arbeitgeber erhalten. Davon entfällt der Großteil auf bKV (Krankenversicherung) und rund 460.000 auf betriebliche Pflegezusatzversicherungen.
Beschäftigte mit bKV / bPV insgesamt | ~2,5 Mio. |
Davon bKV (Krankenversicherung) | ~2,04 Mio. (Rest: Pflegezusatzversicherung ~460.000) |
Gesamtzahl Erwerbstätige (inkl. Selbstständige) | ~45 Mio. |
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte | 34 – 36 Mio. |
Anteil an allen Erwerbstätigen | ~5 % |
Anteil an sozialversicherungspflichtigen | ~7 % |
Setzt man diese Zahl ins Verhältnis zur Gesamtarbeitnehmerschaft, wird deutlich, dass die bKV noch weit von einer flächendeckenden Verbreitung entfernt ist. In Deutschland gibt es ungefähr 45 Millionen Erwerbstätige (inkl. Selbstständige) und rund 34 bis 36 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Je nach Bezugsgröße macht die Zahl der bKV-Versicherten also nur etwa 5 bis 7 % aller Arbeitnehmer aus.
Nur jeder zwanzigste Arbeitnehmer hat bisher eine bKV. Das klingt nach wenig, jedoch muss man bedenken, dass vor wenigen Jahren fast niemand dieses Benefit hatte. Ende 2018 waren es erst ~750.000 Beschäftigte, Ende 2020 rund 1 Million. Heute, mit fast 2,5 Millionen, ist der Anteil immer noch einstelliger Prozentbereich, aber steigend. Jahr für Jahr wächst die durch Arbeitgeber versicherte Mitarbeiterzahl um zweistellige Prozentsätze.
Arbeitnehmer-Perspektive
In einer Befragung von über 1.000 Beschäftigten gaben 80 % an, es sei ihnen wichtig, dass sich ihr Arbeitgeber um die Gesundheit der Mitarbeiter kümmert. Jeder zweite Arbeitnehmer achtet bei der Jobsuche darauf, ob ein potentieller Arbeitgeber eine bKV anbietet; für jeden Vierten ist dieses Kriterium sogar sehr wichtig. Das zeigt: Die Nachfrage in der Belegschaft ist eigentlich da. Das Angebot hinkt noch hinterher. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer erwartet Gesundheits-Benefits inzwischen als Standard oder zumindest großen Bonus.
Die Zufriedenheit unter den Mitarbeitern, die eine bKV haben, ist hoch. Viele nutzen die zusätzlichen Leistungen gerne und empfinden den Schutz als Sicherheit und Wertschätzung vom Arbeitgeber. Aus Mitarbeiter-Sicht ersetzt eine bKV zwar nicht das Gehalt, aber sie kann Ausgaben sparen (z.B. für teuren Zahnersatz, den die GKV nicht voll zahlt) und verbessert die persönliche Versorgung. Entsprechend positiv fallen Mitarbeiter-Feedbacks aus.
Über 90 % der Arbeitnehmer haben keine bKV. Entweder weil ihr Arbeitgeber keine anbietet oder weil sie in einem Sektor arbeiten (z.B. öffentlicher Dienst, Kleinbetrieb), wo das nicht üblich ist. Wer zusätzliche Absicherung möchte und keine bKV hat, muss individuell eine private Zusatzversicherung abschließen. Das tun zwar auch viele, aber die bKV erreicht eben noch längst nicht jeden. Daher sehen sowohl Versicherer als auch Politik hier Potenzial für Wachstum.
Wichtige Studien, Umfragen und Berichte zur bKV
Rund um die betriebliche Krankenversicherung gibt es mittlerweile eine Reihe von Studien und Umfragen, die interessante Einblicke liefern:
PKV-Verband (Verband der Privaten Krankenversicherung)
Der PKV-Verband veröffentlicht regelmäßig Zahlen zur bKV-Verbreitung. In Pressemitteilungen und seinem Zahlenportal werden die offiziellen Statistiken geführt (z.B. 51.400 Unternehmen und 2,5 Mio. versicherte Personen Ende 2024). Der Verband betont die Bedeutung der bKV im Kampf gegen den Fachkräftemangel und fordert weitere politische Unterstützung. Die PKV-Zahlen sind der Branchenstandard.
Kubus Gewerbekunden Studie (MSR Consulting)
Eine unabhängige Marktstudie unter 3.500 Gewerbekunden zeigte 2024, dass nur 19 % der befragten Unternehmen bereits eine bKV eingeführt haben. Gleichzeitig gaben über 90 % an, dass eine bKV positive Effekte auf Mitarbeitergewinnung und -bindung hat. Die Studie macht deutlich, dass die Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft sind und insbesondere fehlende Ansprache durch Versicherer ein Hemmnis ist. Sie liefert detaillierte Einblicke, wo die Hürden liegen und dass aktive Information die Einführungschancen verdreifacht.
Gothaer KMU-Studie 2024
Die Gothaer Versicherung befragt jährlich über 1.000 Entscheider in kleinen und mittleren Unternehmen. In der Ausgabe 2024 wurde berichtet, dass 94 % der KMU generell aktiv etwas zur Fachkräftebindung tun. Der Fachkräftemangel ist also überall präsent. Speziell die bKV nutzen aber erst 5 % der Kleinstunternehmen und rund 18 % der größeren KMU.
Die Studie betont, dass vielen kleineren Arbeitgebern gar nicht bewusst ist, wie wirkungsvoll und bezahlbar eine bKV sein kann. Die Empfehlung lautet, mehr Aufklärung zu betreiben.
Allianz/Infas quo Arbeitgeberstudie 2022
Die Allianz Private Krankenversicherung ließ 2022 eine Befragung unter Arbeitgebern durchführen. Seit 2015 hat sich die Zahl der Firmen mit bKV mehr als vervierfacht (die Allianz nannte ~17.500 Firmen in 2022). Über 54 % der Firmen ohne bKV standen dem Thema offen gegenüber oder planten bereits konkret eine Einführung.
Besonders größere Mittelständler (50 bis 249 Mitarbeiter) und Branchen wie Pflege, Krankenhäuser, IT, Transport zeigten überdurchschnittliches Interesse. Die Studie hat vor allem das Potenzial beleuchtet: Ein Großteil der Arbeitgeber ist prinzipiell offen.
ARAG/YouGov Studie 2023
Im November 2023 präsentierte die ARAG Krankenversicherung eine Studie, für die 504 Unternehmensentscheider und 1.074 Arbeitnehmer befragt wurden. Zentrale Ergebnisse:
Auf der Arbeitnehmerseite fand die ARAG-Studie ebenfalls große Zustimmungswerte: Für 8 von 10 Mitarbeitern ist ein Engagement des Arbeitgebers in Gesundheit wichtig, und die Mehrheit bewertet Gesundheits-Benefits als attraktiver als klassische Extras (Firmenwagen, Handy). Diese Studie untermauert sowohl die hohe Relevanz der bKV als Benefit als auch die Tatsache, dass sie noch lange nicht die Regel ist.
Offizielle Stellen
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und die Bundesaufsicht (BVA) haben zur bKV selbst bislang weniger eigene Erhebungen veröffentlicht, da es sich um einen freiwilligen Privatversicherungs-Bereich handelt. Allerdings hat die Politik die Weichen gestellt (Steuerfreiheit 2020) und verfolgt die Entwicklung.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) thematisiert in ihren Fachkräfte-Reports häufig die Bedeutung von Zusatzleistungen. In einer DIHK-Umfrage 2022 klagten über 50 % der Unternehmen, dass sie offene Stellen nicht mehr besetzen können. Der PKV-Verband verweist darauf, dass vor diesem Hintergrund Benefits wie bKV immer wichtiger werden.
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) untersucht zwar nicht direkt die bKV-Verbreitung, beziffert aber den volkswirtschaftlichen Schaden durch Krankheitsausfälle auf hohe Milliardenbeträge. Daraus lässt sich ein Nutzen von Prävention und Gesundheitsleistungen im Betrieb ableiten. Wirtschaftsforschungs- und Arbeitgeberinstitute stehen dem Konzept bKV positiv gegenüber und sehen darin einen Baustein, um die duale Gesundheitsversorgung (GKV+PKV) sinnvoll zu ergänzen und die Produktivität zu steigern.
Fazit: „Zahlreiche Studien bestätigen die Aufwärtstendenz und das Potenzial der betrieblichen Krankenversicherung“
Während die konkreten Penetrationsraten (Anteile der Unternehmen und Arbeitnehmer mit bKV) noch überschaubar sind, attestieren sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerbefragungen der bKV eine hohe Attraktivität und Wirksamkeit.
Der gesellschaftliche Trend mit Fachkräftemangel, höherem Gesundheitsbewusstsein und demografischem Wandel spricht dafür, dass die bKV in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird. Mit jeder neuen belastbaren Studie vom PKV-Verband, von Versicherern oder unabhängigen Instituten wächst der Informationsstand.
Und Information ist der Schlüssel: Wenn mehr Unternehmen von erfolgreichen Praxisbeispielen und den konkreten Vorteilen erfahren, dürften immer weniger die bKV ablehnen. Stattdessen könnte sie sich von der aktuellen „besonderen Zusatzleistung“ allmählich zu einem Standard-Benefit entwickeln.