Etwa 20 Krankheitstage pro Mitarbeiter.
Das ist der deutsche Durchschnitt. Jeder einzelne Tag kostet Sie zwischen 250 und 750 Euro.
Rechnen Sie das mal hoch auf Ihre Belegschaft. Bei 50 Mitarbeitern reden wir von 250.000 bis 750.000 Euro pro Jahr. Geld, das einfach verpufft. Geld, das Sie in Wachstum investieren könnten. Die gute Nachricht: Diese Kosten lassen sich drastisch reduzieren.
Aber dazu müssen Sie erst verstehen, woher sie kommen und was wirklich dahintersteckt.
Wie viel kostet ein Krankheitstag den Arbeitgeber?
Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) verursacht ein Krankheitstag durchschnittlich 144 Euro an Produktionsausfallkosten. Der Verlust an Bruttowertschöpfung liegt sogar bei 249 Euro pro Tag. Diese Zahlen basieren auf der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und bilden den Durchschnitt aller Arbeitnehmer ab.
Die Lohnfortzahlung hat 2024 einen neuen Rekord erreicht. Deutsche Arbeitgeber zahlten insgesamt 82 Milliarden Euro für Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall. Das sind 10 Milliarden mehr als noch vor drei Jahren. Seit 2010 haben sich die Kosten sogar mehr als verdoppelt.
Was kostet ein Krankheitstag den Arbeitgeber wirklich?
Die tatsächlichen Kosten variieren stark nach Branche und Betriebsgröße:
| Unternehmensgröße | Kosten pro Krankheitstag | Hauptkostenfaktoren |
|---|---|---|
| Kleine Betriebe (bis 30 MA) | ca. 250 € | Lohnfortzahlung, Verwaltung |
| Mittelstand (30–500 MA) | 400–500 € | Plus Ersatzpersonal, Überstunden |
| Großunternehmen / Fachkräfte | bis 750 € | Plus Projektverzögerungen, Qualitätsverlust |
Ein konkretes Beispiel macht es greifbarer: Sie haben einen Facharbeiter mit 3.500 Euro Bruttogehalt.
Pro Arbeitstag kostet er Sie etwa 175 Euro an Lohn plus 35 Euro Sozialabgaben. Dazu kommen die indirekten Kosten: Überstunden für Kollegen, verzögerte Projekte, eventuell eine Leiharbeitskraft. Schnell landen Sie bei 400 bis 500 Euro pro Tag.
Diese versteckten Kosten hat niemand auf dem Schirm
Neben der Lohnfortzahlung entstehen weitere Kosten, die oft unterschätzt werden.
Überstunden für andere Mitarbeiter kosten Sie den 1,25- bis 1,5-fachen Stundensatz. Eine Leiharbeitskraft kostet das Doppelte eines regulären Mitarbeiters. Projektverzögerungen können Vertragsstrafen nach sich ziehen.
Die Einarbeitung einer Vertretung kostet Zeit und Geld. Und wenn Kunden wegen Ausfällen unzufrieden sind, verlieren Sie möglicherweise Aufträge.
Die Bundesanstalt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin rechnet vor: Pro Arbeitnehmer entstehen jährlich 3.037 Euro Produktionsausfall und 5.238 Euro Bruttowertschöpfungsverlust. Bei 100 Mitarbeitern summiert sich das auf über eine halbe Million Euro.
Kleine Unternehmen mit weniger als 30 Mitarbeitern können sich über die Umlage U1 einen Teil der Kosten erstatten lassen. Sie zahlen 1 bis 4 Prozent des Bruttoentgelts als Umlagebeitrag und bekommen dafür 40 bis 80 Prozent des fortgezahlten Entgelts erstattet. Das federt die Belastung ab, eliminiert sie aber nicht.
Wie viele Krankheitstage haben die Deutschen im Durchschnitt?
Die Deutschen sind Europameister beim Kranksein. Während der EU-Durchschnitt bei 8 Krankheitstagen liegt, melden sich deutsche Arbeitnehmer durchschnittlich 20 Tage pro Jahr krank.
Die großen Krankenkassen veröffentlichen jährlich ihre Fehlzeitenreporte. Die Zahlen für 2024 zeigen ein einheitliches Bild auf hohem Niveau:
| Krankenkasse | Krankheitstage 2024 | Krankenstand | Veränderung zu 2023 |
|---|---|---|---|
| TK | 19,1 Tage | 5,23% | -0,3 Tage |
| DAK | 19,7 Tage | 5,40% | -0,5 Tage |
| AOK | 23,9 Tage | 6,50% | ±0 Tage |
| BKK | 22,3 Tage | 6,10% | ±0 Tage |
Die Techniker Krankenkasse meldet mit 19,1 Tagen den niedrigsten Wert. Die AOK-Versicherten liegen mit 23,9 Tagen deutlich darüber. Der Unterschied erklärt sich durch die verschiedenen Versichertenstrukturen. Die TK versichert mehr Akademiker und Büroarbeiter, die AOK mehr körperlich Arbeitende.
Die Entwicklung der Krankheitstage explodiert seit 2022
Der Sprung kam 2022. Bis 2021 lagen die Krankheitstage bei etwa 11 Tagen pro Person.
Dann schoss die Zahl auf 14,8 Tage hoch. 2023 waren es 15,1 Tage laut Statistischem Bundesamt. Der Hauptgrund: das neue elektronische Meldeverfahren. Seit 2022 übermitteln Ärzte die Krankschreibungen automatisch digital an die Kassen.
Plötzlich werden auch die Ein-Tages-Krankmeldungen erfasst, die früher oft unter den Tisch fielen.
Alter und Region machen den Unterschied
Die Krankheitstage steigen mit dem Alter. Während 20-Jährige selten fehlen, haben 50- bis 60-Jährige die höchsten Krankenstände. Das macht Sinn: Der Körper wird anfälliger, chronische Leiden nehmen zu.
Regional zeigen sich deutliche Unterschiede. Sachsen-Anhalt führt mit 6,5 Prozent Krankenstand, Baden-Württemberg hat mit 15,7 Tagen den niedrigsten Wert bundesweit. Die Unterschiede von fast 50 Prozent zwischen den Bundesländern haben verschiedene Ursachen: Altersstruktur, Branchen, aber auch kulturelle Faktoren.
Was sind die Gründe für den hohen Krankenstand in Deutschland?
Deutschland ist „Weltmeister bei den Krankmeldungen“, schreibt die Presse. Die Gründe sind vielschichtig, aber gut erforscht.
Das elektronische Meldeverfahren als Gamechanger
Der wichtigste Faktor für den Anstieg ist banal: bessere Erfassung. Das elektronische AU-Verfahren (eAU) erfasst seit 2022 lückenlos alle Krankschreibungen. Früher gab ein Mitarbeiter seinen gelben Schein beim Chef ab, der ihn vielleicht weiterleitete oder auch nicht. Heute geht alles automatisch.
Experten schätzen: 60 Prozent des Anstiegs seit 2022 ist reiner „Meldeeffekt“. Die Leute waren schon immer krank, nur wurde es nicht erfasst. Das relativiert die Schlagzeilen vom „kranken Deutschland“ erheblich.
Was sind die echten Krankheitsgründe der Deutschen?
Ein Drittel der zusätzlichen Fehltage geht auf verstärkte Atemwegsinfekte zurück. Nach Corona trafen Erkältungsviren auf eine Bevölkerung mit geschwächter Immunität. Die Maskenpflicht hatte uns zwei Jahre vor Infekten geschützt. Als sie fiel, holte uns die Realität ein.
Die strukturellen Probleme wiegen schwerer:
- Personalmangel führt zu Arbeitsverdichtung
- Fachkräftemangel erhöht den Druck auf vorhandene Mitarbeiter
- Die Belegschaft altert demografisch bedingt
- Psychische Belastungen durch Dauerkrise nehmen zu
- Fehlende Kitaplätze zwingen Eltern zu Fehltagen
- Ständige Erreichbarkeit zehrt an den Reserven
Deutschland leistet sich ein einzigartiges System. Ab dem ersten Krankheitstag gibt es 100 Prozent Lohnfortzahlung für sechs Wochen. In anderen Ländern gibt es Karenztage ohne Bezahlung oder reduzierte Sätze. Das deutsche System ist arbeitnehmerfreundlich, aber es setzt auch falsche Anreize.
Die veränderte Sensibilität seit Corona spielt ebenfalls eine Rolle. Früher schleppte man sich mit Schnupfen ins Büro. Heute bleibt man aus Rücksicht auf Kollegen zuhause. Arbeitgeber ermutigen sogar dazu, um Ansteckungswellen zu vermeiden. Das ist vernünftig, treibt aber die Zahlen hoch.
Was ist der häufigste Krankheitsgrund in Deutschland?
Die Hitliste der Krankheitsgründe zeigt klare Muster. Manche Diagnosen dominieren die Statistik.
Platz 1: Atemwegserkrankungen
Atemwegserkrankungen führen die Statistik mit großem Abstand an. Die DAK meldet 382 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte. Bei der TK sind es 4,67 Fehltage pro Person. Die BKK beziffert den Anteil auf 35,9 Prozent aller Krankheitsfälle.
Eine durchschnittliche Erkältung dauert 6,3 Tage. Das klingt harmlos, aber die schiere Masse macht es teuer. Fast jeder Arbeitnehmer hat mindestens eine Erkältung pro Jahr. Bei 45 Millionen Erwerbstätigen sind das 280 Millionen Fehltage nur durch Schnupfen und Husten.
Platz 2: Muskel-Skelett-Erkrankungen
Rückenschmerzen und andere Beschwerden des Bewegungsapparates landen auf Platz zwei. Die DAK zählt 350 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte. Die AOK meldet 19,8 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage.
Das Tückische: Diese Erkrankungen dauern lange. Durchschnittlich 15 bis 19 Tage pro Fall. Ein Bandscheibenvorfall kann Monate dauern. Die Kosten explodieren entsprechend.
Platz 3: Psychische Erkrankungen – der stille Killer
Psychische Erkrankungen stehen bei der Häufigkeit auf Platz drei, aber sie sind der absolute Spitzenreiter bei der Dauer. Die DAK meldet 342 Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Versicherte.
Die Zahlen sind alarmierend:
- Durchschnittlich 28,5 bis 50 Tage pro Fall
- Anstieg von 0,62 Prozent (2016) auf 0,93 Prozent (2024) des Krankenstands
- Nur 4,8 Prozent der Fälle, aber 12,5 Prozent aller Fehltage
Eine Depression oder ein Burnout bedeutet oft monatelangen Ausfall. Die Rückkehrquote ist niedrig, die Rückfallquote hoch. Für Unternehmen sind psychische Erkrankungen der größte Kostenfaktor bei den Fehlzeiten.
Welche Branche hat den höchsten Krankenstand?
Die Unterschiede zwischen den Branchen sind extrem. Manche Berufe machen krank, andere halten gesund.
Die Spitzenreiter: Pflege und Gesundheitswesen
Die Pflegebranche führt mit erschreckenden Zahlen:
- Altenpflege: 39,1 Krankheitstage pro Jahr
- Ambulante Pflege: 8,7 bis 9,55 Prozent Krankenstand
- Haus- und Familienpflege: 34 Krankheitstage
Die Gründe liegen auf der Hand. Körperliche Belastung durch Heben und Tragen. Schichtdienst zerstört den Biorhythmus. Emotionaler Stress durch Leiden und Tod. Personalmangel führt zu Überlastung. Hohe Ansteckungsgefahr bei kranken Patienten. Die Pflege ist ein Knochenjob, und das zeigt sich in den Zahlen.
Weitere Problembranchen
Die Ver- und Entsorgung landet auf Platz zwei mit 38,4 Arbeitsunfähigkeitstagen pro Jahr. Müllwerker arbeiten bei Wind und Wetter, heben schwere Tonnen, sind Abgasen ausgesetzt.
Erziehungsberufe folgen mit 6,9 bis 8,1 Prozent Krankenstand. Erzieherinnen in Kitas melden 12,7 Fehltage im ersten Halbjahr 2025. Kinder sind Virenschleudern, der Lärmpegel ist hoch, der Personalmangel chronisch.
Der öffentliche Dienst überrascht mit hohen Werten:
- Bundesbeschäftigte: 21,7 Krankheitstage
- Stadtverwaltungen: bis zu 29,3 Krankheitstage
- Einfacher Dienst: 34,6 Tage
Die Gesündesten: IT und Beratung
Am anderen Ende der Skala stehen wissensbasierte Berufe:
- IT-Berufe: 6,4 Fehltage im ersten Halbjahr 2025
- Hochschullehre: 7,5 Tage pro Jahr
- Unternehmensberatung: unterdurchschnittliche Werte
Diese Berufe bieten flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und wenig körperliche Belastung. Die Mitarbeiter sind meist jung und gut ausgebildet. Sie können auch mit leichter Erkältung von zuhause arbeiten.
Fazit: „Ohne betriebliche Krankenversicherung verschenken Sie nicht nur Geld – Sie riskieren den Kollaps Ihrer Personalpolitik“
Die Zahlen sind eindeutig. Ein Krankheitstag kostet Sie zwischen 250 und 750 Euro. Bei durchschnittlich 20 Krankheitstagen pro Mitarbeiter sind das 5.000 bis 15.000 Euro pro Jahr und Kopf. Die volkswirtschaftlichen Kosten erreichten 2024 mit 82 Milliarden Euro einen neuen Rekord. Tendenz steigend.
Die Hauptkrankheitsgründe – Atemwegsinfekte, Rückenprobleme, psychische Erkrankungen – lassen sich durch präventive Maßnahmen reduzieren. Genau hier setzt die betriebliche Krankenversicherung an. Sie ermöglicht schnellere Arzttermine, bessere Behandlungen, Vorsorge statt Nachsorge.
Studien zeigen: Eine bKV reduziert Krankheitstage um 25 Prozent. Bei 100 Mitarbeitern sparen Sie dadurch 500 Fehltage pro Jahr. Das sind 125.000 bis 375.000 Euro Ersparnis. Die bKV kostet Sie 30.000 bis 60.000 Euro. Der Nettogewinn ist offensichtlich.
Besonders dramatisch ist die Lage in der Pflege mit 39 Krankheitstagen pro Jahr. Hier kann eine bKV den Unterschied zwischen Funktionieren und Zusammenbruch bedeuten. Schnellere Physiotherapie bei Rückenproblemen, psychologische Unterstützung bei Burnout, professionelle Zahnreinigung zur Infektionsprävention – all das zahlt sich aus.
Die psychischen Erkrankungen mit durchschnittlich 40 Tagen Ausfall sind der heimliche Kostentreiber. Eine bKV mit psychologischer Betreuung kann Burnouts verhindern oder verkürzen. Bei Kosten von 10.000 bis 30.000 Euro pro Burnout-Fall rechnet sich das schnell.
Deutschland bleibt Europameister bei den Krankheitstagen. Das wird sich nicht ändern. Aber Sie können gegensteuern. Mit einer bKV reduzieren Sie Fehlzeiten, steigern die Mitarbeiterbindung und sparen dabei noch Geld. In Zeiten von Fachkräftemangel und explodierenden Krankheitskosten ist die bKV kein Nice-to-have mehr. Sie ist überlebenswichtig für Ihre Personalpolitik.