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.Patrick Steeger

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Werden Sie mit der richtigen bKV zum Mitarbeiter-Magneten.

BaFin-Beschwerde­statistik der betrieblichen Kranken­versicherer

Wenn Sie eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) für Ihre Mitarbeiter abschließen wollen, interessiert Sie sicher auch die Servicequalität der verschiedenen Anbieter. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht jährlich eine Beschwerdestatistik, die zeigt, wie zufrieden Kunden mit ihren Versicherern sind.

Wir haben uns die Zahlen der Jahre 2022 bis 2024 genau angeschaut.

Beschwerden in der PKV (auch bKV) sind normal

Die private Krankenversicherung gehört traditionell zu den Versicherungssparten mit vergleichsweise vielen Beschwerden.

Die bKV ist eine spezielle Form der PKV. Genauer gesagt: Eine betriebliche Krankenversicherung ist ein Gruppenvertrag in der privaten Krankenversicherung, den der Arbeitgeber für seine Mitarbeiter abschließt. Die bKV-Tarife werden von denselben privaten Krankenversicherern angeboten, die auch normale PKV-Tarife haben. Deshalb tauchen bKV-Beschwerden auch in der PKV-Statistik der BaFin auf.

Das klingt erstmal beunruhigend, relativiert sich aber schnell, wenn Sie die absoluten Zahlen betrachten. Im Jahr 2024 bearbeitete die BaFin insgesamt 1.027 Beschwerden über PKV-Unternehmen. Bei rund 40 Millionen privaten Kranken- und Pflegeversicherungen entspricht das gerade einmal 0,01 Prozent aller Verträge.

Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt ein gemischtes Bild: Nach einem Rückgang 2022 auf 736 Beschwerden und einem leichten Anstieg 2023 auf 729 Fälle erreichten die Beschwerdezahlen 2024 mit 1.027 Fällen einen neuen Höchststand. Die durchschnittliche Beschwerdequote lag 2024 bei etwa 2,7 pro 100.000 Versicherte – das bedeutet, dass sich nur einer von etwa 37.000 Versicherten bei der BaFin beschwert hat.

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Die Zahlen für 2022: Große Anbieter schneiden gut ab

In der Beschwerdestatistik 2022 zeigt sich ein klares Muster: Die großen Versicherer haben trotz ihrer vielen Kunden oft niedrige Beschwerdequoten. Die Allianz Private Krankenversicherung kam beispielsweise bei fast 2,8 Millionen Verträgen auf nur 38 Beschwerden – das entspricht einer Quote von 1,36 pro 100.000 Verträge.

Noch besser schnitt die DEVK ab mit nur 2 Beschwerden bei über 470.000 Verträgen (Quote: 0,42).

VersichererAnzahl Beschwerden 2022Verträge (31.12.2021)Beschwerdequote (pro 100.000)
Allianz Private Krankenversicherung AG382.794.8211,36
Alte Oldenburger Krankenversicherung AG1157.6720,63
ARAG Krankenversicherungs-AG19704.4132,70
AXA Krankenversicherung AG731.734.2634,21
Barmenia Krankenversicherung AG441.803.9672,55
Bayerische Beamten-Krankenkasse (BBKK)171.146.0391,48
Concordia Krankenversicherungs-AG3126.1352,38
Continentale Krankenversicherung a.G.261.308.6301,99
Debeka Krankenversicherung a.G.1244.224.5982,94
DEVK Krankenversicherungs-AG2472.8520,42
DFV Deutsche Familienversicherung AG1)3k.A.
DKV Deutsche Krankenversicherung AG674.310.0591,55
Envivas Krankenversicherung AG2437.4980,46
ERGO Krankenversicherung AG121.772.5070,68
Generali Krankenversicherung AG (ehem. Central)571.799.5633,17
Gothaer Krankenversicherung AG18695.6172,59
Hallesche Krankenversicherung a.G.30852.2113,52
HanseMerkur Krankenversicherung AG181.574.4661,14
HUK-COBURG Krankenversicherung AG221.139.3801,93
Inter Krankenversicherung AG25388.5376,43
Landeskrankenhilfe V.V.a.G. (LKH)15329.4194,55
LVM Krankenversicherungs-AG4409.2280,98
Münchener Verein Krankenversicherung a.G.20453.9554,41
Nürnberger Krankenversicherung AG7371.4171,88
NV-Versicherungen VVaG1)1k.A.
ottonova Krankenversicherung AG326.12211,48
R+V Krankenversicherung AG101.468.5570,68
SDK Süddeutsche Krankenversicherung a.G.21639.2453,29
Signal Iduna Krankenversicherung a.G.292.502.3851,16
UKV – Union Krankenversicherung AG111.358.6410,81
Universa Krankenversicherung a.G.10361.3512,77
VRK Krankenversicherung AG (Pax-Familienfürsorge)3166.3261,80
Württembergische Krankenversicherung AG1468.0650,21

Auffällig waren 2022 vor allem kleinere Spezialversicherer. Die ottonova Krankenversicherung verzeichnete bei nur etwa 26.000 Verträgen eine Quote von 11,48 – also eine Beschwerde auf etwa 8.700 Versicherte. Auch die Inter Krankenversicherung (Quote: 6,43) und die Landeskrankenhilfe (4,55) lagen deutlich über dem Durchschnitt.

Die Debeka, Deutschlands größter privater Krankenversicherer, erhielt 124 Beschwerden bei über 4,2 Millionen Verträgen. Mit einer Quote von 2,94 lag sie leicht über dem Branchendurchschnitt, bewegte sich aber noch im akzeptablen Bereich.

2023: Historischer Tiefstand bei den Beschwerden

Das Jahr 2023 brachte für die PKV-Branche positive Nachrichten: Mit durchschnittlich 1,96 Beschwerden pro 100.000 Verträge erreichte die Quote einen historischen Tiefstand. Besonders gut schnitten die großen Anbieter ab: Die Debeka verbesserte sich auf eine Quote von nur 1,27, die DKV Deutsche Krankenversicherung lag bei 1,56.

VersichererAnzahl Beschwerden 2023Verträge (31.12.2022)Beschwerdequote (pro 100.000)
Continentale Krankenversicherung a.G.301.300.8892,30 (≈1 je 43.363)
Signal Iduna Krankenversicherung a.G.492.483.0481,97 (≈1 je 50.673)
Generali Krankenversicherung AG411.812.5672,26 (≈1 je 44.207)
Landeskrankenhilfe V.V.a.G. (LKH)22321.8606,84 (≈1 je 14.630)
HanseMerkur Krankenversicherung a.G.2)28.99422,24 (≈1 je 4.497)
Debeka Krankenversicherung a.G.544.246.7851,27 (≈1 je 78.640)
Allianz Private Krankenvers. AG482.846.9481,69 (≈1 je 59.312)
Münchener Verein Krankenvers. a.G.13496.1892,62 (≈1 je 38.168)
Süddeutsche Krankenvers. a.G. (SDK)14646.5162,16 (≈1 je 46.179)
Hallesche Krankenversicherung a.G.25877.9012,85 (≈1 je 35.116)
DKV Deutsche Krankenvers. AG (ERGO)674.291.7051,56 (≈1 je 64.067)
Universa Krankenversicherung a.G.12357.5973,36 (≈1 je 29.800)
Freie Arzt-Kasse (FREI)525.71919,44 (≈1 je 5.144)
AXA Krankenversicherung AG681.725.2933,94 (≈1 je 25.394)
Union Krankenversicherung AG (UKV)181.362.2261,32 (≈1 je 75.679)
ARAG Krankenversicherungs-AG17720.8462,36 (≈1 je 42.403)
Vigo Krankenversicherung VVaG152.3001,91 (≈1 je 52.300)
R+V Krankenversicherung AG31.560.5390,19 (≈1 je 520.180)
HUK-COBURG Krankenversicherung AG331.159.2532,85 (≈1 je 35.129)
Concordia Krankenversicherungs-AG1132.9730,75 (≈1 je 132.973)
Gothaer Krankenversicherung AG15707.1472,12 (≈1 je 47.143)
Envivas Krankenversicherung AG2444.0010,45 (≈1 je 222.000)
Nürnberger Krankenversicherung AG9395.4922,28 (≈1 je 43.944)
ERGO Krankenversicherung AG141.811.2640,77 (≈1 je 129.376)
DEVK Krankenversicherungs-AG1486.3260,21 (≈1 je 486.326)
Bayerische Beamten-Krankenkasse (BBKK)231.501.0631,53 (≈1 je 65.261)
Provinzial Krankenversicherung AG1169.6860,59 (≈1 je 169.686)
Württembergische Krankenvers. AG4480.1300,83 (≈1 je 120.033)
Alte Oldenburger Krankenvers. AG3156.2371,92 (≈1 je 52.079)
VRK Krankenversicherungs-AG (Pax)1166.7520,60 (≈1 je 166.752)
HanseMerkur Krankenversicherung AG351.577.2982,22 (≈1 je 45.066)
Inter Krankenversicherung AG31386.1128,03 (≈1 je 12.455)
ottonova Krankenversicherung AG438.69210,34 (≈1 je 9.673)
Barmenia Krankenversicherung AG492.004.7562,45 (≈1 je 40.915)

Der absolute Spitzenreiter war die R+V Krankenversicherung mit nur 3 Beschwerden bei über 1,5 Millionen Verträgen – das ergibt eine beeindruckende Quote von 0,19. Anders ausgedrückt: Nur einer von über 520.000 R+V-Versicherten beschwerte sich bei der BaFin.

Die AXA Krankenversicherung verzeichnete mit 68 Beschwerden die absolut höchste Zahl, was bei ihrem kleineren Bestand von 1,73 Millionen Versicherten zu einer Quote von 3,94 führte – mehr als doppelt so hoch wie der Marktdurchschnitt. Auch 2023 fielen wieder einige kleinere Anbieter mit hohen Quoten auf: Die Inter erreichte 8,03, die ottonova 10,34 und die Freie Arzt-Kasse sogar 19,44.

2024: Beitragserhöhungen führen zu mehr Beschwerden

Der kräftige Anstieg der Beschwerden 2024 um etwa 41 Prozent gegenüber dem Vorjahr hatte einen klaren Grund: Die starken Beitragsanpassungen der Jahre 2022/2023 schlugen mit Verzögerung zu Buche. Viele Versicherte ärgerten sich über höhere Beiträge und wandten sich an die BaFin.

Trotz der gestiegenen Gesamtzahl blieben die Marktgrößen größtenteils im Rahmen. Die Debeka kam auf 122 Beschwerden bei rund 4,3 Millionen Versicherten (Quote: etwa 2,8), die Allianz auf 58 Beschwerden (Quote: etwa 2,0) und die Barmenia auf 25 Fälle (Quote: etwa 1,25). Die R+V blieb mit nur 7 Beschwerden und einer Quote von 0,4 weiterhin sehr kundenfreundlich.

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Die Hallesche verzeichnete 42 Beschwerden bei 905.676 Verträgen, was einer Quote von 4,64 entspricht. Auch Inter, Landeskrankenhilfe und AXA lagen nach ersten Berechnungen mindestens 50 Prozent über dem Branchenschnitt.

Was sagen die Beschwerden wirklich aus?

Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Bedeutet eine hohe Beschwerdequote automatisch schlechten Service? Die überraschende Antwort lautet: nicht unbedingt. Die BaFin selbst macht nämlich keine detaillierten Angaben dazu, wie viele der eingegangenen Beschwerden sich am Ende als berechtigt herausstellen. Und genau hier wird es spannend für Sie als Entscheidungsträger.

Schauen wir uns konkrete Zahlen an, die Branchenbeobachter zusammengetragen haben. Im Jahr 2020 gingen bei der BaFin 374 Beschwerden zu Prämienerhöhungen in der PKV ein. Nach eingehender Prüfung stufte die Behörde davon ganze zwei als begründet ein – das sind weniger als ein Prozent. Stellen Sie sich das vor: Von 374 verärgerten Versicherten hatten nur zwei tatsächlich recht mit ihrer Beschwerde.

Der PKV-Ombudsmann, eine unabhängige Schlichtungsstelle, liefert weitere aufschlussreiche Daten. Im Jahr 2024 konnte er in gut 27 Prozent der Schlichtungsverfahren eine Einigung zwischen Versicherer und Kunde erzielen. Das klingt erstmal nach wenig, aber schauen Sie genauer hin: In rund 65 Prozent der Fälle blieb die Beschwerde ohne vollen Erfolg für den Kunden. Oft stellte sich heraus, dass die Rechtsposition der Versicherer korrekt war oder maximal ein Teilerfolg für den Kunden möglich war.

Was bedeutet das für Sie? Die meisten Beschwerden gehen nicht auf echtes Fehlverhalten der Versicherer zurück. Häufig handelt es sich um Missverständnisse über Vertragsinhalte, unterschiedliche Interpretationen von Klauseln oder – und das ist besonders häufig – schlicht den Ärger über unvermeidbare Beitragsanpassungen. Viele Versicherte verstehen nicht, warum ihre Beiträge steigen, obwohl das System der PKV diese Anpassungen vorsieht und sie rechtlich einwandfrei sind.

Was bedeutet die BaFin-Beschwerdestatistik für Ihre bKV-Entscheidung?

Die BaFin-Beschwerdestatistik liefert Ihnen einen ersten Anhaltspunkt für die Servicequalität der verschiedenen bKV-Anbieter. Große Versicherer wie Debeka, Allianz oder R+V zeigen seit Jahren konstant niedrige Beschwerdequoten – ein Zeichen für zufriedene Kunden und professionellen Service.

Bei kleineren Anbietern sollten Sie genauer hinschauen. Hohe Beschwerdequoten können auf Probleme hindeuten, müssen es aber nicht. Bei sehr kleinen Versicherern verzerren schon wenige Beschwerden die Quote erheblich. Die ottonova beispielsweise ist ein junger, digitaler Versicherer mit kleinem Kundenstamm – da fallen einzelne unzufriedene Kunden statistisch stärker ins Gewicht.

Bedenken Sie auch, dass sich nur ein winziger Bruchteil der Versicherten überhaupt bei der BaFin beschwert. Die allermeisten Kunden sind offenbar zufrieden mit ihrer Versicherung oder klären Probleme direkt mit dem Anbieter. Die Beschwerdestatistik zeigt also nur die Spitze des Eisbergs.

Für die BaFin selbst dienen die Beschwerden als wichtiger Frühindikator. Ungewöhnlich hohe Quoten bei einzelnen Unternehmen können auf strukturelle Probleme hinweisen und ziehen dann eine genauere Überprüfung nach sich.

Fazit: „Weniger als ein Prozent der Beschwerden sind berechtigt“

Die BaFin-Beschwerdestatistik bietet Ihnen eine wertvolle Orientierungshilfe bei der Wahl eines bKV-Anbieters – aber sie erzählt nur einen Teil der Geschichte. Mit durchschnittlich weniger als 3 Beschwerden pro 100.000 Verträge bewegt sich das Beschwerdeaufkommen auf einem bemerkenswert niedrigen Niveau. Die großen Marktführer wie Debeka, Allianz oder R+V beweisen Jahr für Jahr, dass sie trotz Millionen von Kunden einen verlässlichen Service bieten können.

Interessant wird es bei der Interpretation der Zahlen: Hohe Beschwerdequoten bei kleineren Anbietern müssen nicht zwangsläufig schlechten Service bedeuten. Bei der ottonova oder anderen jungen Versicherern verzerren schon wenige unzufriedene Kunden die Statistik erheblich. Gleichzeitig zeigt die Erfahrung, dass nur ein Bruchteil der Beschwerden tatsächlich berechtigt ist – weniger als ein Prozent bei Beitragserhöhungen beispielsweise.

Für Ihre Entscheidung bedeutet das: Nutzen Sie die BaFin-Statistik als einen von mehreren Bausteinen. Schauen Sie sich die konkreten Leistungen an, vergleichen Sie Tarife und Konditionen, holen Sie sich Beratung. Die Statistik zeigt Ihnen Tendenzen auf – welcher Versicherer konstant guten Service liefert, wo es häufiger knirscht. Aber sie sollte nie das einzige Kriterium sein.

Die beruhigende Botschaft bleibt: Die allermeisten Versicherten sind offenbar zufrieden mit ihrer PKV. Und selbst wenn es mal Probleme gibt, stehen Ihnen mit dem PKV-Ombudsmann und der BaFin kompetente Anlaufstellen zur Verfügung. Die Branche hat ihre Hausaufgaben gemacht – das zeigen die historisch niedrigen Beschwerdequoten der letzten Jahre deutlich.

Patrick Steeger

bKV-Experte

Über den Autor

Ich bin Patrick, Geschäftsführer von bKVfirmenservice.de. Seit 2015 beschäftige ich mich mit der betrieblichen Krankenversicherung – erst neun Jahre als Geschäftsführer in einem Versicherungskonzern, seit 2024 als unabhängiger Berater. Gemeinsam mit meinem Team unterstütze ich KMUs und Konzerne bei Benefits wie bAV, bKV und Gesundheitsbudgets. Mit diesem Blog teile ich meine Erfahrungen und zeige, wie Unternehmen Arbeitswelten schaffen, in denen Menschen gerne bleiben.
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